Denken ist an sich weder positiv noch negativ. Was es als negativ/positiv deklariert, sind wieder nur Gedanken. Die verkaufen uns die Hoffnung, "wenn ich richtig denke, kann ich das Leben kontrollieren und nach meinen Wünschen und Vorstellungen formen!" Dazu kreiert der Verstand/das Denken eine Zeitachse und behauptet, "wenn ich nur richtig denke, kann ich diesen Augenblick überspringen und hab eine goldene Zukunft". Doch eben dieser Gedanke ist es, der die Welt - gefühlt - zum Jammertal macht, zu harter Selbstkritik führt, zum Kampf mit den Windmühlen. Denn das Scheitern ist sozusagen systemimmanent im Denken, weil Kontrolle nicht möglich ist. Denken geschieht ÜBER die Wirklichkeit und findet nie einen Zugang dorthinein - dem Baum ist es einfach egal, was du über ihn denkst.
Und egal wie groß auch die Anstrengung für eine bessere Zukunft ist, der Augenblick, der unser Leben ist, IST immer so, wie er eben IST. Daran führt kein Weg, kein "Positiv Denken", keine Erleuchtung, keine noch so große mentale oder spirituelle Anstrengung vorbei.
Das Christentum und andere Religionen haben diese Idee von Kontrolle befeuert mit ihren Konzepten und vor allem mit der Glaubenslehre, dass der Mensch getrennt wäre von Gott und es sich erst wieder erarbeiten muss, dorthin zurückzukehren. Und bis dahin ist der Mensch ein Sünder, muss sich in Verzicht üben (sich ausbeuten lassen), der Kirche gehorchen, die schon den rechten Pfad kennt. Und tatsächlich scheint aus dieser Trennung ein Ich hervorzugehen, dass bei genauerer Betrachtung nichts ist als ein sich selbst erhaltender Irrtum. Aber letztlich basieren darauf alle Ideen von Persönlichkeitsentwicklung, Erziehungslehren, Therapien etc. Im Gegensatz zu Naturvölkern - da ist alles einfach SO, wie es IST.
KLEINE EXPERIMENTE:
Schau mal selbst: Um jetzt hier zu sein - wie viele Gedanken werden tatsächlich gebraucht?
Kannst du diesen Moment auch nur annähernd in seiner Komplexität erfassen oder gar beschreiben?
Oder kannst du die Veränderungen, die in diesem Moment geschehen, irgendwie stoppen, beschleunigen, willentlich verändern?
Gebt mir einen festen Punkt im Universum, und ich hebe die Welt aus den Angeln.
Archimedes
